farbfluidum
12. 5. 2018 – 02. 6. 2018
Axel Obiger | Brunnenstraße 29, 10119 Berlin
Die Arbeiten von Enrico Niemann und Elisabeth Sonneck bewegen sich auf sehr unterschiedliche Weise an der Schwelle zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Fluidität kennzeichnet dabei nicht nur die beiden Arbeitsweisen, ablesbar in Elisabeth Sonnecks vielfach geschichteten, teils minimal versetzten, freihändigen Pinselzügen oder bei den zu Farbkrusten und -verläufen erstarrten Rinnsalen von Enrico Niemanns malerischen Prozessen, sondern auch die Farberscheinung, die bei beiden einen großen Re...
Die Arbeiten von Enrico Niemann und Elisabeth Sonneck bewegen sich auf sehr unterschiedliche Weise an der Schwelle zwischen Zwei- und Dreidimensionalität. Fluidität kennzeichnet dabei nicht nur die beiden Arbeitsweisen, ablesbar in Elisabeth Sonnecks vielfach geschichteten, teils minimal versetzten, freihändigen Pinselzügen oder bei den zu Farbkrusten und -verläufen erstarrten Rinnsalen von Enrico Niemanns malerischen Prozessen, sondern auch die Farberscheinung, die bei beiden einen großen Reichtum an ineinander wirkenden Nuancen zeigt. Die Räumlichkeit der Malerei ergibt sich auf nahezu konträre Weise in beiden Positionen:
Enrico Niemann nutzt in seiner Arbeit konstruierte Formen, um auf deren Oberfläche einen Acrylfarbüberzug zu erzeugen, der anschließend auf einen Papiergrund übertragen wird und damit die Spuren dieses Entstehungsprozesses nachvollziehbar werden lässt.
Bei Elisabeth Sonneck geht die Körperbewegung mit der Farberzeugung und mit den später ortsspezifisch erarbeiteten, flexiblen Formen einher. Diese ergeben sich mit der Materialspannung der Papiere, die, je nach Ort anders, präzise ausbalanciert werden.
Dementsprechend erlangt Farbe in Enrico Niemanns malerischen Objekten eine autonome, skulpturale Präsenz, hingegen leiten sich Elisabeth Sonnecks installative Formationen direkt aus den räumlichen Charakteristika ab. Diese Divergenzen verorten Niemann und Sonneck in einem offenen Prozess im Ausstellungsraum Axel Obiger, dessen Durchdringung mit Farbflächen ihn zu einem fluiden wie auch fragmentarischen Gesamtfarbraum werden lässt.
Niemanns Techniken zeigen ein Interesse am inneren strukturellen Aufbau der Farbschichten, doch noch vielmehr ist es das Spiel der changierenden Farben an der gefalteten, immer wieder gebrochenen Oberfläche, das den Blick des Betrachters zur Bewegung zwingt. In einigen neuen Arbeiten wird dieser Blick in den Innenraum des Objektes, beinahe introspektiv, gelenkt, so dass sich ein verdichteter, stets wandelbarer Farbraum bildet.
In ihren Farb-Installationen bezieht Elisabeth Sonneck sich auf Besonderheiten des jeweiligen Raumes, auch scheinbar Nebensächliches wie Ecken, Alterungs- und Nutzungsspuren. Die gegenwärtige Beschaffenheit wird zum Mitspieler der Farbsituation. Die Farbe wirkt dabei als emotionale Substanz - jeder Farbwert ist mit minimalen Differenzen wie schrägen Kontrasten angereichert - die mit dem Raum fusioniert und ihn transformiert.